Ich über mich

Ich bin mit Handwerk und Musik groß geworden, denn mein Vater wusste beides wunderbar miteinander zu verbinden. Seit meiner Kindheit sind für mich sinnliches Erleben und Rumwerkeln in weitestem Sinne ein Grundbedürfnis. Ich schaue noch heute neugierig in viele Gewerke hinein und probiere sie aus.

Und ja, die Fotografie war für mich besonders spannend. Ich empfand sie wie eine aufregende Wundertüte. Denn zwischen dem Moment der Aufnahme und dem Fotoabzug lagen Tage (gar Wochen!) sowie die Ungewissheit, ob es etwas geworden war. Teils auch das Vergessen. Da beliebiges Rumknipsen teuer war, erlebte ich das Fotografieren als etwas Bedächtiges. Ich musste genau überlegen, was für mich so bedeutend war, dass ich dafür eine der wenigen Aufnahmen hergeben würde.

Ich mag so ungefähr 6 Jahre alt gewesen sein und unterwegs mit meinem Vater, als ich ihn fragte, ob ich in den Himmel fotografieren dürfe. Über uns thronten grau-weiße Wolken vor einem herrlichen Blau. Er verneinte. (Vermutlich aus Angst, dass die Belichtung mit dem einfachen Apparat misslingt.) Ich nahm die Antwort hin, denn mein Paps war still und machte nie viele Worte. Ich traute mich auch nicht, um eine Erklärung zu bitten. Aber was nun Schlimmes passieren könnte, leuchtete mir ebenso wenig ein! Ich habs dann einfach gewagt. Unerlaubterweise. In einem unbeobachteten Moment. Und es ist eine wunderschöne Aufnahme für mich herausgekommen.

Dieses Erlebnis, diese Erkenntnis ist seitdem eine Grundfeste für mich: Was soll schon passieren?! Einfach ausprobieren – es besteht die Chance auf etwas Tolles!

Ich blieb bei der Fotografie. Meine Eltern machten mir hinsichtlich meines schulischen und beruflichen Werdegangs weder Vorschläge noch Vorschriften, sondern ließen mich laufen. Der Weg, den ich gehen sollte, war allein meine Entscheidung.

Bereits in der Schule lernte ich das SW-Labor kennen, es folgten Foto-Praktika, das Studium. Eigentlich war mein Wunsch, an einer Kunsthochschule oder Fachschule Fotografie zu studieren. Da aber meine damalige Ungeduld größer war als die zur Verfügung stehenden Plätze, bin ich in Köln Photoingenieurin geworden. Viele Wege führen halt nach Rom. Ich erlebte dadurch spannende Zeiten beim Fernsehen und im Fotomuseum, ich war Hochschuldozentin für Fotografie. Alles Puzzleteile und Erfahrungen, die mich jetzt ausmachen.

Seit über zwanzig Jahren bin ich selbständig, heute als Künstlerin. Ich genieße meine Autonomie, während ich gerne mit Gleichgesinnten aller Branchen zusammen arbeite. Ich empfinde das als großes und schützenswertes Geschenk. ❤

Andere über meine Kunst

Das Fotobuch LOURDES von Susanne Fern ist ein wunderschönes Beispiel für ihre besondere Gabe, in ihrer Fotografie sachliche mit emotionaler Präzision zu verbinden. Mit großem Gespür für den besonderen Ort und seine Menschen fängt sie die Atmosphäre ein – mit Witz und Sinn für Skurriles und doch immer mit Respekt.

[A. Burmester, Google-Rezension, 2023]

Besucherführung durch Jo Pellenz

Preisträgerin des Kunstpreises der art’pu:l 2021, Eupen [Belgien]

„Bei Susanne Fern haben wir das Phänomen, dass sie sich mit Dingen beschäftigt, die sowas von unspektakulär sind. Warum beschäftigt man sich mit so unspektakulären Dingen?! […] Es ist total banal. Aber es hat die Kraft, uns in der Erinnerung, in der Stimmung in eine ähnliche Zeit zurück zu führen. […]

Sie macht einen riesen Erinnerungsbogen auf mit minimalistischsten Mitteln. Sie betreibt überhaupt keinen Schnickschnack um diese Sachen. Sie inszeniert sie nicht. Beziehungsweise sie inszeniert sie absolut perfekt! Sie stellt sie bloß. Sie macht sie frei von jedem Kontext. Sie macht sie groß. […] Sie fotografiert sie so perfekt, dass es mir einen Schauer über den Rücken geschoben hat. […] Sie bringt durch ihre Abbildung dieses Erlebnis wieder nach vorne. In unser Bewußtsein. Zeitzeugin, Zeitdokumentation, Zeitzeugnis im besten Sinne des Wortes. Ohne überbordende Geschichten zu erzählen, provoziert sie die Geschichten, die in uns abgelegt sind. Mit Sachen aus unserer aktiven Erinnerungszeit. Für mich ikonografische Arbeiten, zum Teil rasend schön.“
[Jo Pelllenz, Jury-Mitglied]

Besucherführung durch Jo Pellenz

Kunstmesse art’pu:l 2020, Emmerich

„Sie kennen alle diese Geschichten von Duchamp, die Alltagsgegestände, Multiples, die im Haus verwendet worden sind, im musealen Kontext zur Kunst erklärten. Das klingt nach einem schönen Gag, nach einer schönen PR-Idee, ist aber viel mehr: es ist die Wette mit der Reaktion des Publikums. […] Das Verrückte ist, ich habe solche Schneiderkreide schon bestimmt seit 50 Jahren nicht mehr gesehen. Diese Schneiderkreide, als ich vor ihr stand, war so präsent und so wichtig und so prominent, dass ich augenblicklich mit meinem Gefühl kopfüber im Nähkasten meiner Großmutter gelandet bin, vor 50 Jahren.

Ganz bestimmte belanglose Dinge haben unter Umständen die Kraft, uns nachträglich zu fesseln, weil sie uns zurückbinden an Erlebtes oder auch nur an die Ästhetik einer Zeit, die wir erlebt haben.

Der Weg, scheinbar Profanes durch die Art und Weise der Inszenierung, des Zeigens wertvoll zu machen, ihm Bedeutung beizumessen oder auf die Bedeutung zu verweisen, den diese Gegenstände in unserem Erlebnis haben, das ist eine Übung der Moderne. […] Diesen Weg geht Susanne Fern.“
[Jo Pellenz, Besucherführung art’pu:l 2020]

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Bildnachweise Portrait:
Iris Zillken – zitrus.com | Oswin Schmidt – ounemati.de | Anja Koschel | Jochen Seelhammer – seelhammer.de | Raphael Stötzel – raphael-stoetzel.de