STILLE DINGE | BERGISCH NEUKIRCHEN
Susanne Fern – Fotografie | Christian Eichenauer – Fotocollagen, Skulpturen und Objekte
Susanne Fern – Wegesrand
Der Titel – Wegesrand – deutet bereits an, wie es zu den unter dieser Überschrift präsentierten Fotografien kam: Susanne Fern arbeitet mit Fundstücken, denen sie im Alltag begegnet und denen im Allgemeinen niemand Beachtung schenkt. Hier ist es eine bereits ausgeblühte und schon vertrocknete Pflanze, die zufällig ins Blickfeld geraten ist. Sie wurde aufgelesen und mitgenommen, und dann in Einzelaufnahmen und in unterschiedlichen Ausschnitten fotografiert. Dabei werden die Objekte aus ihrem ursprünglichen Kontext gelöst, werden aber weder inszeniert oder idealisiert. Vielmehr bestimmt Susanne Fern neue künstlerische Grenzen, die dazu geeignet sind, das Motiv von einer unbekannten und ungeahnten Seite zu zeigen.
Einer Entdeckungsreise vergleichbar stellt Susanne Fern das Objekt in den Mittelpunkt ihres Interesses und nähert sich ihm Aufnahme um Aufnahme. Wesentliches Element ist dabei der Bildausschnitt sowie eine außerordentliche Fertigkeit in der Laborarbeit. Die schwarz/weiß-Abzüge zeigen einen großen Detailreichtum. Eigenschaften der Pflanze, wie kleinste Härchen auf dem Stil oder feinste Zeichnungen der Blätter, sind erkennbar. Und während der Betrachter das Objekt noch in allen Einzelheiten eingehend in Augenschein nimmt, entzieht es sich plötzlich und taucht ins Ungewisse ab. Hier begegnet der Betrachter einer Unschärfe, die die Fotografin subtil einsetzt. Nicht zuletzt über dieses Spiel mit der Unschärfe erhalten die Aufnahmen trotz einer gewissen Strenge in der Bildkomposition eine ganz eigene poetische Ausstrahlung.
Christian Eichenauer – Fotocollagen, Skulpturen und Objekte
Den Arbeiten von Christian Eichenauer wohnt eine große Freude am Spiel mit den Dingen unseres Alltags inne. Auch Christian Eichenauer arbeitet mit Fundstücken, die er zufällig auf seinen Reisen in das nahe und ferne Ausland antrifft.
In farbigen Fotocollagen setzt Christian Eichenauer die zum Teil bereits verschlissenen, durch die Einwirkung der Naturkräfte veränderten und oft nur noch schwer zu identifizierenden Fundstücke in Szene und arbeitet so Momente heraus, die dem Betrachter einzelne Details dieser mitunter trivialen Gegenstände auf ungewöhnliche Weise bewusst machen.
In seinen Skulpturen und Objekten lotet Christian Eichenauer verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten aus. Dabei stellt er die Fundstücke neu zusammen und indem er den Objekten mitunter auch eine neue Funktion verleiht, weist er ihnen zugleich einen neuen Gebrauchswert zu. Da eine weitere Verarbeitung der Fundstücke zu wieder anderen Objekten durchaus denkbar ist, haben die plastischen Arbeiten von Christian Eichenauer Züge eines work in progress.
Die Arbeiten von Susanne Fern und Christian Eichenauer haben die gleichen Wurzeln, beide arbeiten mit Fundstücken, dennoch zeigen die beiden Künstler ganz unterschiedliche Herangehensweisen und Ergebnisse. Christian Eichenauer verarbeitet die Fundstücke, bindet sie, sowohl in seinen farbigen Inkjetprints als auch in den Skulpturen und Objekten, in einen neuen Kontext ein, lässt sie miteinander korrespondieren und gestaltet sie. Christian Eichenauer arbeitet also die gestalterischen Eigenschaften heraus, die das Fundstück besitzt. Susanne Fern hingegen konzentriert sich ganz auf den einzelnen Gegenstand. Vor neutralem Hintergrund nimmt sie in ihren schwarz/weiß-Aufnahmen ungeahnte und überraschende Qualitäten ihres Motivs in den Blick und hält diese im Bild fest.