WERKSTATTGALERIE BENSBERG 2009

2 Photographen | Susanne Fern & Tom Paes

Das Schöne an diesem Ort war, dass die hiesigen Ausstellungen schon zu einer festen Größe in Bergisch Gladbach geworden waren und dadurch eine gewisse Aufmerksamkeit genossen. Für uns Künstler wurde ein sehr liebevoller und professioneller Rahmen geschaffen. Es gab eine offizielle Vernissage und Finissage mit Getränken, Leckereien und Musik. Die lokale Presse schaute gerne vorbei. Und in der mehrwöchigen Laufzeit konnten die Exponate besichtigt werden, während drumrum in der Werkstatt gearbeitet wurde.

Ich zeigte Fotografien aus unterschiedlichen Werkreihen, allen voran die Zuglandschaften und Bilder der Serie Wegesrand.

Cover Einladungskarte

Cover d. Einladungskarte [Foto links: Susanne Fern, Fotos rechts: Tom Paes]

Einführungsrede von Gerd Koshofer (DGPh)

Zwei Photographen – Susanne Fern und Tom Paes
Einführungsrede von Gert Koshofer (DHPh) zur Ausstellungseröffnung

Als Einführungsredner kann man sich grundsätzlich drei Aufgaben stellen: die Künstler vorstellen, ihre Werke objektiv erklären und eine subjektive Bildanalyse vortragen. Ich möchte Letzteres Ihnen überlassen, denn jeder Betrachter hat beim Anblick von Fotografien sicher eigene Eindrücke und Gefühle. Dafür ist eine solche Ausstellung ja auch da – und wenn Ihnen Bilder gut gefallen, können Sie diese käuflich erwerben.

Doch nun gleich zur Vorstellung der beiden Fotografen: Zu Susanne Fern und Tom Paes sind auf der Einladungskarte schon einige Eckdaten angegeben. Ich habe mich mit beiden unterhalten. Dabei interessiert mich immer gleich zu Anfang, wann und wie sie überhaupt zur Fotografie gekommen sind. Und da gibt es trotz mancher Gemeinsamkeiten zwischen beiden, von denen später noch die Rede sein soll, einige Unterschiede:
Susanne Fern berichtete mir: „Das früheste Erlebnis, das ich hatte mit der Fotografie, ist eigentlich die Erinnerung, dass ich gerne Wolken fotografieren wollte , und mein Vater mir sagte: ‚Das kannst Du nicht machen, das ist viel zu hell.‘“ Susanne Fern hat es trotzdem getan und erinnert sich, dass es eine wunderschöne Aufnahme geworden war. Mit 14 Jahren ging sie dann auf dem Gymnasium in eine Foto-AG und begeisterte sich noch mehr für die Fotografie.

Tom Paes war schon 31 Jahre alt, als er zur Fotografie stieß. Er kaufte sich von seiner Abfindung bei der Bundeswehr, bei der er acht Jahre gewesen war, eine Fotoausrüstung, weil er – wie er mir erzählte – schon länger ein persönliches Ausdrucksmittel gesucht hatte. Das war erst 2004, und seitdem geht er auf nächtliche Streifzüge durch Köln und fotografiert spontan. „Die Kamera ist mein ständiger Begleiter“ sagt er, „Ich fotografiere so, wie ich im Moment das Motiv sehe. Das tut mir einfach gut.“ Die Fotografie also auch als seelischer Ausgleich.

Vorbilder hat Paes keine, er besucht Ausstellungen und sieht sich Fotobücher an. Susanne Fern, die neben den von der Schul-AG gestellten Aufgaben Alltagsgegenstände aufnahm und später ihre Freundinnen porträtierte, beruft sich auf prominente Vorbilder. Sie erklärt dazu: „Dadurch, dass ich lange in der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Kultur der Stadtsparkasse Köln gearbeitet habe, kann ich mich natürlich von solchen Größen wie August Sander nicht freimachen.“ und räumt ein – ich zitiere weiter -: „Ich mochte diese Art von Fotografie schon vorher, ohne zu wissen, wer August Sander war. Die Neue Sachlichkeit liegt mir und meinem Denken sehr Nahe, also auch die Fotografen Renger-Patzsch und Bloßfeld. Ich merke hinterher, mit meinen Aufnahmen dort gelandet zu sein.“ Das ist ein ehrliches Bekenntnis, das sich aber nicht auf Nachahmung bezieht, sondern im stilistisch verwandten Rahmen eigene Sehweisen und Ausdrucksmittel einschließt.

Dabei hat Susanne Fern durch ihr Studium des Photoingenieurwesens an der Fachhochschule Köln eine gute technisch fundierte Basis. Diese führte dazu, dass sie in der Photographischen Sammlung bald die Arbeiten im Schwarzweißlabor übernahm und wie sie sagt „im Bereich Fotolabor und -technik „Mädchen für alles“ wurde. Ihr Anschluss-Studium des Kulturmanagements hatte sie zu dieser renommierten Institution gebracht, weil es die Verbindung geschaffen hatte zwischen ihrem Fototechnikstudium und der Kulturarbeit. Von 1999 bis 2007 arbeitet sie für die SK-Stiftung, seitdem ist sie neben Auftragsarbeiten und freien Arbeiten als Fotografin Lehrbeauftragte an ihrer alten Ausbildungsstätte. Dort konnte sie künstlerische Fotografie und Fototechnik miteinander verbinden. Das Arbeiten mit Studenten, vor allem bei der Bildgestaltung, liegt ihr sehr am Herzen.

Tom Paes räumt ein, nur wenige technische Erfahrungen mit der Fotografie zu haben.Er sagt: „Ich mache spontane Aufnahmen und bin froh, dass mir für die Ausstellung technisch Hilfe zur Seite gestellt worden ist.“ Seine fotografische Spannbreite ist aber breiter als nur Nachtaufnahmen zu machen. Er fotografiert Alltagsszenen aus dem öffentlichen Leben, zum Beispiel vom Straßenverkehr und in der Straßenbahn, wo ihm für eine Farbaufnahme eine Frau mit einem großen Spiegel auffiel. Seine neueste Aufnahme ist das Riesenrad der Deutzer Kirmes.

Auch Architekturaufnahmen sind zu ihm auf der Einladungskarte vermerkt. Danach befragt erklärt er mir: „Ich versuche Architektur, wie sie in der Landschaft eingebettet ist, unter einem nicht alltäglichen Gesichtspunkt dazustellen. Auch die Architekturfotografie ist für mich eine Gefühlssache. Es sind spontane Fotos von meinem Standpunkt aus. Sie sind nicht geplant, ich gehe vorbei, packe die Kamera aus, kehre zurück und möchte das Bild haben.“ So hat er Hochhäuser in schräger Perspektive aufgenommen.

Architekturaufnahmen gehören auch zu Susanne Ferns Arbeitsbereich, aber sie macht sie – wie auch Portraits und Veranstaltungsaufnahmen – überwiegend im Auftrage von Unternehmen. Bei solchen Auftragsarbeiten hat sie viel Freiheit und kommt auf ihre Kosten. Doch möchte sie sich mehr davon lösen, um sich freien Projekten widmen zu können. Ihre Fotografien, die wir hier sehen, sind alle freie Arbeiten – also entstanden aus Lust und Laune wie die von Tom Paes. Susanne Fern schlägt eine Brücke zu Tom Paes, indem sie sagt: „Ich bin auch niemand, der mit einem Konzept im Kopf losgeht, um zu fotografieren. Mit begegnen die Motive, und ich arbeite im Studio noch ein bisschen nach. Im Grunde genommen bleibe ich auch ganz plötzlich wie angewurzelt stehen, weil mit etwas in den Blick gerät, was andere augenscheinlich als hässlich bezeichnen würden. Viele finden manches eben nicht fotografierenswert.“

Das ist eine Gemeinsamkeit zwischen beiden, die sich erst Anfang dieses Jahres durch die Werkstattgalerie Bensberg kennen gelernt haben – Dank sei den Restauratorinnen: Frau Anja Koschel hatte Susanne Fern im Auge und Frau Ilka Meyer-Storck fiel Tom Paes auf. Die beiden regten an, doch auch mal hier eine Ausstellung mit Fotografie zu machen. So zusammengeführt wollten es beide Fotografen ausprobieren, in einer gemeinsamen Ausstellung in Erscheinung zu treten. Sie zeigen also Alltägliches und auch Hässliches, in dem eigentlich auch wieder eine gewisse Schönheit ruht wie in der maroden, pastellfarbenen Hausfassade aus Griechenland, welche von Susanne Fern die Einladungskarte ziert, während von Tom Paes darin Kreiden abgebildet sind, die man beim Billardspielen für die Stöcke benutzt.

Beide Fotografen haben auch Pflanzen fotografiert. Fern zeigt vier Bilder von Seerosen, die sie mit Selentonung leicht eingefärbt hat. Andere Pflanzenaufnahmen von ihr sind – wie sie erzählt – „aus Gestrüpp entstanden, das am Straßenrand stand, wo ich noch etwas Nettes drin entdecken konnte. Im Grunde genommen ist es bei Tom ähnlich“ kommentiert sie, „dass ihn Dinge im Alltag interessieren, wo andere einfach vorbeilaufen.“ Ich möchte dazu ergänzen: Oder mit dem Zug vorbeifahren wie Susanne Fern, wobei diese allerdings beim Fotografieren aus dem Wagenfenster heraus durch eine lange Belichtungszeit einen faszinierenden Wischeffekt erzielt. Auch bei diesen und den anderen hier ausgestellten Fotografien lohnt es sich, nicht einfach vorbeizulaufen, sondern in Ruhe hineinzuschauen.

Bericht im Kölner Stadtanzeiger

Die Essenz der Landschaft
Zwei Künstler zeigen Werke in einer Gemeinschaftsausstellung

Ganz unterschiedliche fotografische Ausdrucksformen finden Susanne Fern und Tom Paes

von Thomas Rausch | Kölner Stadtanzeiger, 29.04.2009

Bergisch Gladbach. Aus dem fahrenden Zug heraus hat Susanne Fern Landschaften in der Eifel fotografiert, durch eine lange Belichtungszeit erzielte sie dabei einen Wischeffekt. Hügel, Felder und Häuser sind damit auf einen schlichten grün-braunen, unscharfen Streifen reduziert. Damit begibt sich die Foto-Künstlerin auf den Weg der Abstraktion, sie zeigt die Essenz der Landschaft. Das ist alles andere als die getreuliche Wiedergabe des Vorgefundenen, sondern die überzeugende Umsetzung einer künstlerischen Sichtweise und Idee.

Ebenfalls mit sparsamen Mitteln arbeitet Fern in einer Serie von Schwarz-Weiß-Fotos, betitelt als „Zweige“. Zu sehen ist darauf nur das blanke Holz – ohne Blätter, ohne Hintergrund. Die Künstlerin beschränkt sich auf dünne schwarze Linien. Der Titel scheint dabei fast irreführend, denn in dem Verlauf der dunklen Linien kann der Betrachter alles Mögliche sehen. Die Kreuzform der „Zweige“ wirkt symbolhaft und ist vielfältig interpretierbar.

In einer Viererserie von Seerosen gelingt Fern abermals ein Zugang, der über das vorgefundene Objekt weit hinausgeht: Sie präsentiert kleine Ausschnitte der Blumen, einzelne Blütenblätter oder Teile davon, die sie stark vergrößert. Den besonderen Zauber der Seerose fängt sie damit ein, ohne am bloßen Abbild zu kleben: Bei ihr begegnet der Betrachter der Idee der Seerose.

Die Ausstellung in der Werkstattgalerie Bensberg stellt die Arbeiten von Susanne Fern zusammen mit Fotografien von Tom Paes vor, der sich mit realistischen Blick einer großen Bandbreite von Motiven nähert. Dazu gehört auch das Bizarre und Hässliche, etwa ein triefendes rotes Kuchenstück, das wenig Appetit macht. Oder Pfützen und Dreck auf dem Asphalt.
Ein großer Teil der gezeigten Aufnahmen von Paes sind Stadtszenen aus Köln – ein nächtlicher, geschlossener Kiosk mit Leuchtschrift, eine Straßenbahn über dem Rhein oder auch Fahrgäste in der Bahn. Auch das leuchtende Schild auf einem Taxi-Dach ist unter den Motiven – oder eine Unterführung.

Stets ist es der flüchtige Blick, die Momentaufnahme, mit der Paes viel Atmosphäre einfängt.

Bei der Eröffnung führte Gert Koshofer in die Ausstellung ein, Cellospiel von Arne Diekow fügte sich zu den Arbeiten der beiden sehr unterschiedlichen Fotografen.

Bericht in der Kölnischen Rundschau

Bilder für den Blick dahinter
Foto-Ausstellung von Susanne Fern und Tom Paes in der Werkstatt-Galerie

von Bernd F. Hoffmann | Kölner Rundschau, 28.04.2009

Bensberg. Susanne Fern und Tom Paes fotografieren leidenschaftlich gern – doch das ist nicht ihre einzige Verbindung: Auch sonst haben die Fotokünstler, deren Ausstellung jetzt in der Werkstatt-Galerie Posselt am Industrieweg zu den Klängen des Cellisten Arne Diekow eröffnet wurde, einiges gemeinsam.

Sowohl Fern als auch Paes interessieren sich für die Motive, an denen viele Menschen zumeist achtlos vorbeigehen. Ein gutes Beispiel für Ferns fotografische Arbeit ist die Bilderserie „Zweige“. Auf den ersten Blick scheint es nur Gestrüpp zu sein, das am Straßenrand unbeachtet vor sich hin vegetiert – beim genauen Betrachten entfalten die Fotos jedoch ihren speziellen Reiz.

„Es sind eben Bilder für den zweiten Blick dahinter“, erläutert die gelernte Fotoingenieurin ihre Aufnahmen.

Gleiches gilt für Tom Paes, bei dem nach eigener Aussage alles spontan entsteht. „Ich habe meine Kamera immer bei mir“, erzählt der 31-jährige Kaufmann, der erst seit 2004 überhaupt einen Fotoapparat besitzt. „Den habe ich mir von der Abfindung bei der Bundeswehr geholt, weil ich den Wunsch hatte, mich auszudrücken“, sagt Paes.

Seitdem fotografiert Paes aus dem alltäglichen Zufall heraus. So beispielsweise das Bild „Riesenrad“, eine jüngst entstandene Aufnahme aus einem ganz speziellen Blickwinkel vom Deutzer Volksfest. „Eigentlich wollte ich nur meine Freundin abholen, aber als ich so zwischen die Häuserfronten blickte, ist mir erst die reizvolle Perspektive aufgefallen“ berichtet Paes.

Ebenfalls zufällig entstand auch in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofes das Bild „Unterführung“. Erst auf den zweiten Blick werden zwei Fußgänger sichtbar, die in der Überbelichtung recht verloren wirken. Die hellen Flächen sind bei Paes aber eine Ausnahme, denn sonst dominieren meist Dunkelheit und Schatten. „Das verleiht meinen Bildern eine bewusste Melancholie“, erklärt Paes.